IT-Infrastrukturprojekte – Herausforderungen und Besonderheiten (Teil 2)
IT-Projekte sind heutzutage ein fester Bestandteil des Tagesgeschäfts regulierter Unternehmen. Die Institute stehen täglich vor der Aufgabe, Änderungsanforderungen an die Geschäftsmodelle rasant zu identifizieren und umzusetzen, um sich dadurch als flexibles und dynamisches Unternehmen zu positionieren. Viele Endkunden fordern dies sogar von der Bank oder Versicherung ihres Vertrauens.
Im selben Atemzug sehen sich die Institute jedoch auch vor die Herausforderung gestellt, den steigenden regulatorischen Anforderungen an die IT gerecht zu werden und die bestehenden Umgebungen anzupassen und zu verändern.
Die „Bankenaufsichtlichen Anforderungen an die IT“ (kurz: BAIT) sowie die „Versicherungsaufsichtlichen Anforderungen an die IT“ (kurz: VAIT) sind für Kreditinstitute, Finanzdienstleistungsinstitute und Versicherungen die erste Anlaufstelle, wenn sie sich über Richtlinien zur Ausgestaltung der Unternehmens-IT informieren wollen. Beide Regelwerke enthalten den Abschnitt „IT-Projekte, Anwendungsentwicklung“ (Stand 12/2019). Dieser umfasst insgesamt 14 Anforderungen, die Sie im Rahmen von IT-Projekten beziehungsweise Anwendungsentwicklungen beachten sollten.
Im ersten Teil dieser Beitragsserie habe ich Ihnen bereits die BAIT-Anforderungen 31 bis 35 vorgestellt, die sich mit IT-Projekten im Allgemeinen befassen. In diesem Beitrag folgen nun die Bewertungen, die sich konkret mit der Anwendungsentwicklung beschäftigen.
BAIT-Anforderung 36
BAIT-Anforderung 37
BAIT-Anforderung 38
BAIT-Anforderung 39
BAIT-Anforderung 40
BAIT-Anforderung 41
BAIT-Anforderung 42
BAIT-Anforderung 43
BAIT-Anforderung 44
Wie können Sie den Anforderungen der BaFin innerhalb Ihrer IT-Projekte bestmöglich gerecht werden?
Auf Basis der vorangegangenen Erläuterungen möchte ich Ihnen zum Schluss fünf Aspekte mit auf den Weg geben, wie Sie als betroffenes Unternehmen den Anforderungen der BaFin für Ihre IT-Projekte bestmöglich gerecht werden können.
1. Projektmanagement im Unternehmen
Im Sinne der regulatorischen Anforderungen ist ein professionelles Projektmanagement im Unternehmen zwingend erforderlich, sofern man eigene Projekte umsetzt. Ein paar Tipps, die dabei helfen:
- Verankern Sie das Projektmanagement in der Unternehmens- und IT-Strategie.
- Der Aufbau einer Projektmanagement-Organisation im Unternehmen als zentraler, verantwortlicher Bereich hilft, die Rollen und Verantwortlichkeiten klar zu definieren.
- Ich empfehle Ihnen den Einsatz von professionellen Projektmanagement-Standards wie PMI (Project Management Institute) oder IPMA (International Project Management Association). Egal über welche Methode man Projekte umsetzt (z.B. Wasserfall oder Agil) hilft es zudem, wenn das Projektteam entsprechend geschult und idealerweise zertifiziert ist. Speziell bei agilen Methoden ist dies zwingend erforderlich und Vorrausetzung für eine erfolgreiche Umsetzung.
- Definieren Sie eine Richtlinie oder ein Framework zur Umsetzung von Projekten basierend auf den Projektmanagement-Standards.
- Implementieren Sie ein Board zur zentralen Steuerung aller laufenden Projekte und Aktivitäten im Unternehmen. Dies kann z.B. ein Project Management Board (PPM) sein.
2. Richtige Klassifizierung der Daten
Bei den Anforderungen der BaFin wird immer wieder auf die Klassifizierung der Daten bzw. der Anwendungen verwiesen. Die Daten müssen ermittelt und mit Hilfe der Schutzbedarfskategorien und des Risikomanagements klassifiziert werden (Bedrohungsanalyse). Dies ist ein wesentlicher Punkt, welcher im Unternehmen idealerweise als Standardprozess (z.B. im Rahmen des Projekt Management Frameworks) vorhanden ist. Denn nur bei richtiger Klassifizierung lassen sich entsprechende Maßnahmen ableiten und effizient umsetzen.
3. Einbindung in das Risikomanagement des Unternehmens
Stellen Sie sicher, dass das Risikomanagement der Projekte in das unternehmensweite Risikomanagement des Unternehmens eingebunden ist. Dies kann z.B. durch den Einsatz eines definierten Projektmanagement Frameworks sichergestellt werden.
4. Dokumentieren und strukturieren
Eine der wichtigsten Vorrausetzungen für das erfolgreiche Bestehen eines möglichen Audits ist eine gute Dokumentationslage. Dies trifft auch entsprechend bei umzusetzenden Projekten zu, wie man bei vielen Punkten der Anforderungen erkennen kann. Daher ist es wichtig, für alle Projektschritte entsprechende Dokumentationen zu erstellen und auch strukturiert abzulegen. Ein eingeführtes einheitliches Framework mit entsprechenden Templates oder Tools ist dabei sicherlich die effizienteste Möglichkeit, um Projekte entsprechend umzusetzen.
Wichtig dabei ist natürlich auch die Sicherstellung, dass auch Dokumente von bereits abgeschlossenen Projekten so archiviert werden, dass diese bei einer möglichen Prüfung gesichtet werden können.
5. Bereitstellung der notwendigen Umgebungen
Gerade bei der Anwendungsentwicklung werden für die Entwicklung und Tests entsprechende Umgebungen je nach ermitteltem Schutzbedarf (z.B. Entwicklung, Integration, Produktion) gefordert. Dies kann zum Teil hohe Investitionen für die Bereitstellung der notwendigen Umgebungen bedeuten und sollte daher ganzheitlich im Rahmen der IT-Strategie bewertet werden. Cloud-Lösungen ermöglichen z.B. die elastische Nutzung von IT-Ressourcen, denn nur die Produktionsumgebung muss immer online sein.